Twin Red! „Client.“ war gestern.

Client. Client? Twin Red!

Die Sache ist einfach: Wer nicht fragt bleibt dumm! Wir haben also ein erhellendes Gespräch mit Twin Red geführt und dabei neben Ausgehtipps für das Städtchen Celle auch erfahren warum Client. jetzt Twin Red heißen.

Übrigens, kleine Änderung: Twin Red spielen beim New Noise Festival 10 von 17:00 – 17:25 im Substage! (Wir mussten den Zeitplan minimal ändern, mehr dazu morgen)

Jetzt müssen wir direkt mal ein wenig Licht ins Dunkel bringen:
Wenn man „Client.“ sucht findet man nichts aktuelles von euch. Mit etwas Spürsinn stößt man dann auf „Twin Red“. Was ist da los? Und was bedeutet der neue Name?

Wir mussten aus rechtlichen Gründen unseren Namen ändern, da es noch eine andere Band namens Client gibt. Denen gefiel nicht, dass wir genauso hießen. Hinzu kam, dass Spotify unsere Alben der anderen Band zugeordnet hat. Deshalb hilft die Namensänderung auch dabei, weiteren Verwechslungen vorzubeugen. Eine tiefere Bedeutung hat der Name nicht. Uns war es wichtig, dass man an sich nur uns findet, wenn man den Namen googlet.

Dürfen die Leute ihre Client.-Shirts behalten oder muss man die umnähen?

Das ist jedem selbst überlassen. Im Endeffekt beziehen sich die Shirts ja nach wie vor auf unsere Band.

Geht es mit dem neuen Namen wie gewohnt weiter oder spürt ihr so eine Art Aufbruchstimmung?

Aufbruchstimmung wäre etwas zu viel. Aber ein kleiner musikalischer Wandel soll mit Hilfe der Namensänderung durchaus angeführt werden. Wir werden uns natürlich nicht allzu weit von unserer musikalischen Grundauslegung entfernen, aber wir sind schon dabei, ein neues Album zu schreiben. Zum ersten Mal in unserer Bandgeschichte stimmen wir dafür unsere Gitarren in ein anderes Tuning. Dadurch klingen die Songs bereits jetzt etwas anders…Für uns klingen sie etwas „erwachsener“. Ob es für die Hörer noch nach Client. klingt oder eben nach TWIN RED wird sich zeigen.

Ihr kommt aus Celle. Da denkt man doch spontan an schöne Fachwerkhäuschen und Spaziergänge. Wie schaut es mit der Musik- und vor allem Hardcore-Szene in eurer Gegend aus?

Ursprünglich kommen wir aus Celle. Mittlerweile wohnt aber nur noch ein kleiner Teil unserer Band dort. Mein Leben spielt sich mittlerweile größtenteils in Hannover ab. Einer unser Gitarristen wohnt in Berlin und der andere in Jena. Mit Celle fühle ich mich auch gar nicht mehr verbunden. Dennoch haben wir einen großen Teil unseres Lebens dort verbracht. Celle ist optisch eine sehr schöne Stadt, ab 19:00 Uhr werden dort aber die Bordsteine hochgeklappt. Es gibt dort eine einzige Location, in welcher coole Parties und ein paar Konzerte stattfinden, das Bunte Haus. Es gibt ein paar Kids, die dort echt coole Sachen aufgezogen haben und sich viel Mühe geben, den jungen Leuten aus Celle etwas Programm zu bieten. Ein enger Freund von mir organisiert im Bunten Haus ab und an Paties und Konzerte. Eine richtige Hardcore-Szene gibt es in Celle nicht wirklich..

Sagt euch der Begriff PMA was? Habt ihr immer gute Laune? Eure Musik klingt so …

Das ist ein lustiges Phänomen mit unseren Songs: Viele Leute verbinden unsere Musik mit Fröhlichkeit, während andere die Melancholie in unseren Songs in den Vordergrund stellen. Uns freut es, dass die Leute unsere Songs unterschiedlich auffassen. Klar, viele Songs klingen musikalisch eher fröhlich und entspannt; bei „Joy is the only Treat“ handeln die Songs jedoch vor allem um schlechte und traurige Erfahrungen in meinem Leben. Aber jede/-r soll die Songs auf eigene Weise auffassen. Gute Laune habe ich tatsächlich echt oft!

Ihr wart mit Defeater und Kids Insane auf Tour. Wie wars?

Die Tour war sehr gut. Wir konnten vor einem neuen Publikum spielen. Viele Leute kannten uns vorher gar nicht. Beide Bands waren super freundlich uns gegenüber.

Twin Red - (Photo by byBARTJANSEN)

Ist es schöner eine eigene Tour als „kleiner“ Headliner zu fahren oder überzeugt ihr lieber ein Publikum, das euch vielleicht noch nicht so gut kennt und eigentlich auf eine andere Band wartet?

Beides hat Vor- und Nachteile. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich zur Zeit noch die zweite Alternative wählen und vor einem Publikum spielen, das uns noch nicht kennt. Das liegt daran, dass wir noch lange nicht alle Menschen erreicht haben, die wir erreichen wollen. Wir freuen uns halt immer sehr, wenn Leute nach der Show zu uns kommen und sagen, dass unsere Musik mögen und vorher noch nichts von unserer Band gehört haben.

Haben euch andere Bands beeinflusst? Gebt uns doch mal ein paar Tipps für unseren MP3-Player …

Ich bin ein riesen Pearl Jam– und Oasis-Fan. Ich bin mir sicher, dass uns diese Bands schon hier und da beeinflusst haben. Aber auch vergleichsweise kleine Bands wie Hum, Quicksand oder Failure lassen sich bestimmt in einigen unserer Songs heraushören.

Wenn ihr eure musikalische Bandbreite um ein exotisches Instrument erweitern könntet – welches wäre das?

Eine Orgel wäre stark.

Wir haben am 22.08. eh schon gute Laune. Wie bringt ihr uns noch mehr in Fahrt? Was erwartet uns bei Twin Red?

Eine lautstarke Gitarrenwand!

 

Weitere Infos über Twin Red gibt es bei FacebookBandcamp und EvilGreed.

Alle Infos zum New Noise Festival 10 am 22.08.2015 bekommt ihr hier www.newnoisefest.de/2015, im Facebook-Event und auf der Ticketseite.

Das Interview führte Benjamin

Harm/Shelter — Abfahrt du Gurke!

Harm/Shelter ecken gerne mal an. Mit Mercedes-Fahrern, Proberaum-Nachbarn und Azzlack-Crews.

In unserem Interview zeigen sie sich allerdings von ihrer Schokoladenseite und verraten uns einige Geheimnis aus dem Band-Dasein und auf welche Bands beim New Noise Festival 10 sie sich am meisten freuen.

Während ihr euren Van volltankt fragt der Mercedes-Fahrer (*) neben euch ob ihr eine Band seid und wie ihr klingt. Was sagt ihr auf die Schnelle?

Hallo Werner, tank deine Gurke voll und fahr weiter…. Scherz. Würden wohl sagen: Machen Hardcore-Musik, wird Ihnen wahrscheinlich nichts sagen, aber geht so in die Metal-Richtung.

Jetzt fragt er noch nach eurem Bandnamen. Ihr erfindet lieber schnell einen. Wie lautet der?

Wir sind über die Zeit schon viele Male von etlichen Leuten umbenannt bzw. umgetauft worden und haben daher einen recht breiten Pool aus dem wir schöpfen könnten. Beispiele: Warm/Kälter, Haram/Shelter, Darm/Behälter, Harmschellen , Harm/Strafvollzug etc.

Was glaubt ihr sagen eure Proberaumnachbarn über euch?

Meistens sowas wie: „Könntet ihr bitte leiser spielen, hier wollen noch andere Leute außer euch proben!“ Zumindest wenn sie sich zu uns rüber trauen. Einmal stand eine gesamte Thug-Life-Azzlack Crew und hat uns beim Proben zugehört, fanden aber die Musik glaube nicht so fresh. War ihnen wohl doch etwas zu Gitarren lastig, der Sound.

Wie seid ihr zum Hardcore gekommen? Was hat euch motiviert eure Musik zu machen?

Die Konzerte und natürlich die Musik anderer Bands. Sind mit Bands um uns herum groß geworden, haben alle Grunge, Metal und Punkrock etc. gehört, was uns auf jeden Fall geprägt hat. Sind dann irgendwann als Kids auf Hardcore Shows gelandet und waren sofort total begeistert von dieser energiegeladenen Musik. Haben uns dort einfach direkt sehr zuhause gefühlt.

Harm/Shelter live

Eine Band am Laufen zu halten erfordert viel Arbeit und Hingabe. Auf was verzichtet ihr persönlich für eure Musik?

Freizeit. Viel Nerven. Geld. Aber man bekommt ja mehr als genug dafür zurück. Allein die Weekender und Shows, mal aus Deutschland rauszukommen und mittlerweile weltweit so viele geile Leute und neue Freunde kennen zu lernen war mehr wert als wir investieren hätten können.

Wie geht’s weiter bei euch? Und was wird man in 10 Jahren über Harm/Shelter sagen?

September gehts ins Studio. Full Length via BEATDOWN HARDWARE. Grüße an Papa Toni wink emoticon Best Man alive! Außerdem eine Nachpressung unserer „The Evil Within“ – EP. Außerdem wollen wir noch ein Video aufnehmen. 10 Jahre ist dann doch eine lange Zeit. Wir persönlich können nicht mal garantiert sagen was in 2 Monaten bei uns abgeht. Wir werden sehen was kommt. Mit den Jahren kommen immer mehr Pflichten und Hindernisse dazu. Das kann nur die H/S-Gang der Zukunft beantworten.

Ihr habt jede Menge coole Bandlogos. Warum so viele und wer hat da soviel Talent?

Harm/Shelter LogosFridge, unser Drummer haut jede Menge Designs und Shirts in seiner knappen Freizeit über den Tresen. Ist einfach ein Zeichenmonster, der Gute, und daher ja auch nicht umsonst angehender Tätowierer. Haben mit dem Guten halt echt ein Goldstück geangelt.

 

 

Was glaubt ihr schafft mehr „Spirit“ im Hardcore? Old-School Mund-zu-Mund-Empfehlung und Fanzines oder die Verknüpfung aller Leute (untereinander als auch zu den Bands) durch Social Media?

Social Media zum größten Teil.

Wie ausgelutscht ist der Spruch „Hardcore is more than Music“?

Ausgelutscht vielleicht schon aber auch wahr. Darum passt er. HC ist ein Teil vom Leben vieler Leute, so auch ein Teil von unserem. Ohne HC würde ein riesiger Teil unseres Lebens, unseres Freundeskreises und unserer Freizeitbeschäftigung wegfallen. Weltansichten, Kleidung, Style, etc. … da hängt schon sehr viel mehr drin als nur Musik an sich.

Viele Hardcorebands haben einen bestimmten Habitus auf der Bühne. Bewegungsabläufe, Körperhaltungen, Ansagen. Habt ihr dazu eine Meinung?
Ist sowas Cliché oder Ausdrucksform?

Harm/ShelterSowie als auch würden wir sagen. Eine Band die im Sitzen spielt gibt es wohl nicht so häufig. Die Energie macht einen großteil der Musik aus, somit auch die explosive Form der Bewegung. Das gehört einfach zu einer intensiven Show dazu und passiert dann automatisch.

 

 

Seid ihr selbst als Besucher auf vielen Shows? Welche Bands wollt ihr auf dem New Noise Festival dieses Jahr anschauen?

GTW GTW GTW GTW GTW, denn die haben wirklich einen sehr guten Klang. Sehr hervorragend. Außerdem sind die Ladies mit Guns UP auf Tour, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf. Zudem haben wir Bock auf Client., Malevolence, Empowerment und viele andere. Ohne Schleim.

Wir freuen uns aufs New Noise und als Band dabei zu sein. Eines der entspanntesten Festivals! Oft spielen wir selbst auf den Shows die wir auch so gerne besuchen würden und sehen viele coole Bands. Wenn es ansonsten von der Zeit her passt neben Arbeit etc. gehen wir auch gerne selber auf Shows, klar.

Was erwartet uns auf dem New Noise Festival sobald ihr die Verstärker aufreißt?

Das was wir am besten können: Action. Guaranteed.

(*) PS: Hört euch zur ersten Frage auch mal das Ende des Songs „War ft. Phil“ an.

Weitere Infos über Harm/Shelter gibt es bei FacebookBandcamp, Beatdown Hardware und BigCartel.

Alle Infos zum New Noise Festival 10 am 22.08.2015 bekommt ihr hier www.newnoisefest.de/2015, im Facebook-Event und auf der Ticketseite.

Das Interview führte Benjamin

Gone To Waste — Verwechslung mit Techno-Geballer

Ruhrpott, Dortmund, Hardcore. Das passt. Aus der Ecke kommen viele Bands die irgendwie „Core“ sind – ob gute oder schlechte, harte oder sehr harte, stumpfe oder ausgefeilte.

Zu welcher Sorte Gone To Waste gehören versuchen wir jetzt rauszufinden …
Also – auf „play“ drücken, Lesebrille auf und ab dafür!

Im Fahrstuhl fragt der Nachbar was ihr für Mucke macht. Was sagst du ihm in einer Minute?

Also in der Regel laufen solche Konversationen ungefähr so ab:
„Hey, sag mal… Was machst du eigentlich für Musik mit deiner Band?“
„Hi, wir machen Hardcore Punk.“ (Das Punk wird schon aus Gewohnheit angehängt, damit erst gar keine Verwechslung mit Hardcore Techno/Gabber Geballer entstehen kann.)
„Mhh, achso… Musst du denn dann noch arbeiten gehen, wenn ihr so viel auf Tour seid?“
„Ich muss arbeiten gehen, damit ich mir den ganzen Bandspaß überhaupt erlauben kann!“
„Mhh, okay…“ — Tiefer gehen derartige Gespräche zum Glück nicht so oft!

Gone To Waste — was bedeutet das? Sind Witze über euren Bandnamen im Umlauf?

Gone To Waste bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie „verkommen“. Klar gibt’s dumme Sprüche über Bandnamen. „Gone To Wurst“, „Konto Waste“ und ähnliche Sachen. Aber ich denke, das bleibt auch nicht aus. Anfangs hatte das auch noch nicht viel mehr Bedeutung, als das Wort „verkommen“ in den Kontext der normkonformen Sozialisierung gestellt. So von wegen: „We don’t fit, we don’t try!“

Über die Jahre hat unser Bandname für mich persönlich aber mehr an Bedeutung gewonnen. Familienfeste wie Ostern oder Weihnachten haben mir das deutlich gemacht. Wenn die ältere Generation dann fragt, was wir so für unsere Auftritte bekommen, fällt auf die Antwort dann in der Regel direkt die Frage: „Pro Kopf?“. Wenn man das dann verneint, trifft man in der Regel nur auf Unverständnis ala „Wieso macht ihr das dann überhaupt?“.
Für mich bedeutet es mittlerweile, bewusst die Ausnahme darzustellen. Nicht dazu zu gehören. Mein wirschaftliches Potential zu „vergeuden“ indem ich mich für’s Low Life entscheide, mich mit meinen Besten in ein stickiges Auto quetsche, auf siffigen Böden schlafe oder ohne Schlaf wieder zur Maloche gehe. Nicht um irgendwas oder irgendwer zu sein, sondern um mich frei zu fühlen. Wenn auch nur für einen Teil meines Lebens.

Hardcore ist etwas über 30 Jahre alt. Kann man da noch was beisteuern? Was ist euer musikalisches Ziel als Band?

Als Band zu versuchen, das Hardcore-Rad neu zu erfinden, halte ich für Blödsinn. Und dabei finde ich es gut, dass das Rad nicht richtig rund läuft. Im Hardcore müssen Sachen eben nicht „perfekt“ sein, um zu funktionieren und anerkannt zu werden. Meiner Meinung nach sollte das auch so bleiben.
Was uns betrifft, wollen wir beim Arbeiten an einer neuen Platte, dass das am Ende nach Hardcore klingt, viel mehr aber auch nicht. Klar wird da auch mal über den Tellerrand geschaut. Hardcore war ja schon immer Musik, die sich an anderen Stilen, wie Punk, etwas später dann auch Metal orientiert hat.

Ihr habt Samples in einigen Songs. Wie steht ihr zum Thema Skits und Rap im Hardcore?

„They come around but they never come close to.“

Eure Lyrics sind auf Englisch. Der Song „Straßenblues“ hat einen deutschen Titel. Was hat es damit auf sich? Mit was beschäftigt ihr euch am meisten in euren Lyrics?

Ein Bekannter von mir hat vor ein paar Jahren mal den Sound einer Band, mit „Straßenblues“ betitelt und das hat sich bei mir irgendwie eingeprägt. Und als dann im Proberaum klar wurde, dass es in den Lyrics für den Song um das Leben in der Dortmunder Nordstadt gehen soll, war für mich klar, dass der Song „Straßenblues“ heißen wird. Alle in der Band kommen aus relativ guten Verhältnissen und wir wollen damit nicht unsere krasse Ghetto Credibility verkörpern.

Aber wie es der Zufall will, finden wir uns derzeit in einem Stadtteil wieder, in dem rassistische Polizeiarbeit, Ghettoisierung von Menschen mit Migrationshintergrund, Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit und ein Engpass an Perspektive Hand in Hand gehen. Und in „Straßenblues“ geht’s um den Kontrast zwischen koexistenten Realitäten, den man hier erfährt. Insgesamt sind unsere Texte gesellschaftskritisch geladen oder erzählen von persönlichen Problemen. Getextet wird bei uns mehr oder minder von Jedem, dementsprechend ist der Inhalt dann durch unterschiedlichste Umstände beeinflusst.

Wie schwer ist es für eine deutsche Band sich international zu positionieren? Wie sieht eure Traumtour aus?

Bisher haben wir nie wirklich versucht, irgendwo hin zu kommen. In der Regel kommen die Angebote für neue Städte und Länder irgendwann von selbst. Wir haben in den 6 Jahren, in denen wir jetzt schon als Band aktiv sind, auch garnicht so viel im Ausland gespielt, wie wir eventuell gekonnt hätten, wenn wir ambitionierter gewesen wären, muss ich gestehen. Aber das wird sich wohl hoffentlich dann auch in Zukunft ändern, wo wir dann auch bei der Traumtour wären.
Eigentlich brauchen wir nicht viel zum glücklich sein. ´ne kleine Show mit guten Bands und netten Menschen ist alles was wir brauchen. Aber im Moment spinnen wir ein bisschen rum, was 2016 alles so für uns drin wäre. Deshalb möchte ich auch noch nicht zu viel verraten!

Seid ihr nebenher noch musikalisch aktiv?

Unser Drummer David ist gerade mit seinem Singer/Songwriter Projekt „Walking On Rivers“ auf Leitung gegangen. Fans von Mighty Oaks, Passenger oder Ben Howard werden da nicht zu kurz kommen, versprochen! Kreso hat das ein oder andere Side Project in den Kinderschuhen. Davon lässt sich bald sicher mehr erzählen. Mike würde wohl 24/7 Blues Riffs rauf und runter spielen, wenn er neben der Band nicht bis zum Hals im Studium stecken würde. Ich für meinen Teil spiele ab und an mal mit dem Gedanken noch etwas Zweites anzufangen. Aber am Ende fehlt mir dafür dann doch an Zeit und Motivation.

Zur Zeit sind wieder einige Bands angesagt die in ihren Videos explizit körperliche Gewalt auf Shows zeigen. Wie hart darfs für euch im Pit zugehen? Würdet ihr eine Show abbrechen?

Ich sag’s mal so. Wenn der Konsens dazu besteht, können sich die Leute zu unserem Sound gerne die Köpfe mit Keulen einschlagen, wenn ihnen das denn Spaß macht. Wenn jedoch das Verhalten Einzelner dem Rest des Publikums den Spaß verdirbt, sollte man als Band eben diese Leute darauf hinweisen, gegebenenfalls einschreiten und im Ernstfall dann auch das Set unter- oder sogar abbrechen.

Ich lasse selbst gerne mal den Druck im Pit raus, der sich während der Woche aufgebaut hat, aber es gibt halt immer noch Grenzen, die es einzuhalten gilt. Hardcore ist immer noch ein Miteinander, nicht Gegeneinander. Es wird nicht umsonst die ganze Zeit von Unity geplappert.

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Wieviel Routine und Bürokratie muss man als aktive Band ertragen?

Wir sind insgesamt ein angenehm eingespieltes Team. Die verschiedenen Aufgaben sind ganz gut verteilt. Hier und da hakt es dann auch mal, sodass es dann auch mal knapp wird, z.B. mit Mietwagen oder Merch, aber bisher hat es immer noch irgendwie hingehauen.

Was uns momentan am schwersten fällt, ist, sich zum Proben zu treffen. Nach 7 Jahren im Proberaum kann einem das schon mal zum Hals raushängen, aber wenn wir es dann doch mal schaffen, sind wir meistens produktiv und haben trotzdem unseren Spaß.

Welche Musik empfehlt ihr euren besten Freunden?

Das ist eine Frage zu der wir wohl Bücher zur Antwort schreiben könnten, aber das würde wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen. Alle von uns haben durchwachsenste Geschmäcker, sodass es wohl mehr Sinn macht, wenn jeder von uns hier eine Empfehlung ausspricht.

Mike: Stevie Ray Vaughan Kreso: The Black Keys (hauptsächlich die ersten Alben) Lukas: Sulphur Aeon David: Death Cab For Cutie

Wie kriegt ihr beim New Noise Festival auch die letzte Reihe zum Stagedive?

Ob Leute aus der letzten Reihe bei uns auch stagediven werden, kann ich nicht versprechen. Aber ich denke wir können einrichten, dass Leute aus der ersten Reihe bis zur letzten Reihe durchdiven. Generell kann ich aber sagen, dass wir uns schon tierisch aufs New Noise freuen.

Schonmal vorab shout outs an unsere Dudes und Dudettes von Empowerment, Client., Harm/Shelter und Venom Prison. Ganz besonders aber an Guns Up, die uns mit auf ihre Europa Tour nehmen und wir so auch mit auf dem New Noise landen. Natürlich auch danke an dich, Benni, und das New Noise Team. Ohne Leute wie euch wären Festivals wie das New Noise gar nicht möglich!

 

Weitere Infos über Gone To Waste gibt es bei FacebookBandcamp und EvilGreed.

Alle Infos zum New Noise Festival 10 am 22.08.2015 bekommt ihr hier www.newnoisefest.de/2015, im Facebook-Event und auf der Ticketseite.

Übrigens noch bis einschließlich diesen Mittwoch, den 15.07.2015 gibt es die New Noise Festival 10 – Tickets für 25 Euro bei Impericon.

Das Interview führte Benjamin

Empowerment — Heißer als Linsensüppchen

Unsere liebsten Gäste aus Stuttgart sorgen stets für flotten Tanz und Schweiß vor und auf der Bühne. Im Interview erklärt uns Jogges was er vom Mitklatschen auf Konzerten hält und ob die Jungs eine Ü30-Band sind.

Hier nun also die heißesten Fragen seit dem Klassenerhalt:
Wie würdest du meiner Oma erklären was ihr für Musik macht?

Du Frechdachs. Ja haben die Klasse gehalten, Jah bless, aber jetzt der Ulle zu den Bayern. Fuck that. Charakterlos …….. Aber zu deiner Frage.

Hab ja kein Plan wie deine Oma drauf ist und ob sie Grund-Basics wie beispielsweise Punk, Bambule, Randale  und Steine werfen kennt?! Gehe eher von nem nein aus.
Hunde kennt sie aber ganz sicher und mit viel Glück auch noch deren Kommunikation und Attitude.
Wir sind kein angepasster, wachender deutscher Langhaar (weil wir nen Fick auf Deutschland geben). Bei weitem auch kein arschkriechender Labrador oder lieb und freundlich grinsender Golden Retriever. Kein Mode Frenchie und kein lächerlicher Wadenbeißer.
Kein armseliger Pudel, der mindestens so viel Haarspray im Fell hat wie seine nicht altern wollende geschminkte Paviandame. Kein Pitbull, kein Staff, kein Dobi und kein Rotti, wobei die sicher mit drin sind ………….
Strassenköter. Promenadenmischungen. Bunt, wild und frei, nicht zu zähmen und  nicht zu beschreiben. Speak my mind – Anarchie oder sowas.
Also Omi New Noise, unsere Musik hat sicherlich starke New York Hardcore Einflüsse (such dir n Hund dafür aus), aber unsere Message die dahinter steckt ist sicherlich auch von nem anderen Rudel geprägt.
In eigener Sache: Finde ja viele tun diesem New York Hardcore mega Unrecht indem sie ihn als stumpf und prollig abtun. Mir persönlich hats nicht geschadet – im Gegenteil.
Ich sag: „My true compassion is for all living things“.

Welcher Song von euch ist „100%“ Empowerment und warum?

Kann ich dir echt nicht sagen. Vielleicht antworte ich auch wieder etwas kryptisch.
Wenn du 10 Kinder hast, welches von den Kids liebst am meisten?
Vermutlich alle gleich will ich hoffen bzw. jeden ganz individuell und im Blick auf seine Schwächen und Stärken. Jeder hat seinen eigenen Charakter und der macht ihn zu was ganz  Besonderen. So sehe ich die Songs bzw. fühle ich dafür.
Blanker Hass“ hat ne starke Message die uns wichtig ist und die wir stets nach draußen tragen.
Von den neuen Songs mag ich die Message von „Kraut.schlinger“.  Vegetarier zu sein ist eine wichtige Konstante in meinem Leben. Ich mag Empowerment, Demaskierung, 90er und Stuttgart Asozial sehr, da schwingt so n geiler Pathos mit. Ich stecke Herzblut in jede Zeile und ich freu mich wenn es Menschen anspricht und sie sich ein bisschen was aus unseren Texten und unserer Musik rausziehen können.

Wie steht ihr zu Fotografie + Handypics auf Konzerten?

Why not. Hab ich kein Schmerz mit.
Wäre BJ Papas back in the days in „Old New York“ nicht bei jeder Matinee auf der Bühne gestanden und hätte geknipst als ginge es um ihr Leben, hätten wir im here and now nix zu schauen. Also raus mit den Apparillos – ist ja auch irgendwie Kunst.
Was ich abartig und widerlich finde ist das überm  Kopf mitklatschen zu Songs. What the fuck. Geht’s noch? Empowerschulz bringts aufn Punkt „das sind alles CDU-Wähler…“.

Seid ihr eine Ü30-Band?
Sicha digga. Alle Ü30 – du kannst sogar fast fragen seid ihr ne Ü 40 Band …. hahahahaha

Hardcore ist oft politisch. Viele Bands artikulieren dabei eher generelle Missstände. Ihr äußert euch dagegen auch konkret und lokal. Warum seid ihr da anders?

Ist das so? Denke du spielst auf Konflikt am Neckar an. Zu diesem Zeitpunkt als der Text verfasst wurde und der Song entstand war das ganze Stuttgart21-Thema ziemlich präsent bei uns und es hat uns beschäftigt. Also packen wirs in nen Song.
Weiß nicht genau wo sonst noch was konkret-lokales in unseren Texten steckt?! Wird schon stimmen wenn du es sagst. Generell schreibe ich Texte die authentisch sind  und einen realen Bezug zum Leben haben – zu meinem Leben . Dabei blicke ich nicht nur auf mich, sondern beziehe auch mein Umfeld mit ein und reflektiere auch was sonst so abgeht in der Welt und welche Auswirkungen es auf uns in unserem kleinen Mikrokosmos hat. Natürlich schaue ich da übern Tellerrand und häng nicht nur am Ostendplatz fest, wobei ich ja glaube hier das Zentrum der Welt zu sehen …….
Für mich war und ist Hardcore schon immer mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und Mißstände anzusprechen und in die Welt zu brüllen. Am besten fängt da jeder bei sich selbst an und reflektiert sein Denken und Handeln. Auf nem alten Sick Of It All Shirt stand mal sowas wie „you can’t change the world but you can change yourself“ das Shirt sah scheisse aus, aber der Spruch hat Tiefe.

Ihr habt einen sehr unterhaltsamen Blog. Würdest du irgendwann Spoken Word-Sachen wie bspw. Greg Bennick von Trial machen?

Hab ich noch nie drüber nachgedacht um ehrlich zu sein. Glaub ich bin da nicht der Typ zu.
Das überlasse ich lieber diesem Greg oder dem Herrn JJ Bloodclot.
Aber freut mich sehr wenn dich der Blog unterhält. Dank dir.

Würdet ihr den neuen Fan-Song für den VfB Stuttgart schreiben?

Nope würden wir nicht. Nicht jeder in der Band teilt diese Liebe.
Es gibt Leute die hassen Fußball …….

Welche Musik läuft bei euch im Band-Bus?

Viel Hip Hop. Am Wochenende lief  Action Bronson und Toni Marschall.
Oft läuft aber auch Bolt Thrower und anderer Death Metal.

Was steht bei euch demnächst an?

Wir entschleunigen ja noch mehr als sonst und spielen nur wenige Konzerte.
Neue Songs haben wir angefangen zu schreiben, jedoch proben wir ziemlich selten, da jeder busy ist mit Arbeit, Familie, Hund, grillen, zum VfB gehen  und in der Kneipe rumhängen.

Euer Auftritt auf dem New Noise Festival 2013 war der pure Abriss. Wie wollt ihr das noch toppen?

Wir gehen immer mit der gleichen Haltung auf die Bühne, nämlich alles zu geben und 100% unserer Energie reinzustecken. Manchmal springt der Funke über und entfacht ein riesen Feuerwerk oder n Waldbrand, manchmal reicht es nur um n Linsensüppchen warm zu machen.

Weitere Infos zu Empowerment gibt es im Deutschpunk-Blog.

Alle Infos zum New Noise Festival 10 am 22.08.2015 bekommt ihr hier www.newnoisefest.de/2015, im Facebook-Event und auf der Ticketseite.

Das Interview führte Benjamin, www.lieblingsempire.org.